Musik als Überlebenshilfe für Musiker im Holocaust: Frühe Saatkörner der Musiktherapie

Welche Bedeutung und Wirkung hatte Musik vor, während und nach dem Holocaust für Holocaust-Überlebende, die selbst praktizierende Musiker waren? In diesem Beitrag untersuchen wir die Wirkungen und deren Folgen und ziehen daraus Konsequenzen für die Musiktherapie.
Anhand der Lebensläufe von sieben Holocaust-Überlebenden im Alter von 73 bis 95 Jahren mit musikalischer Biographie fanden wir fünf ausgeprägte Funktionen, die auf die Musik zurückzuführen waren: Vor dem Holocaust diente Musik als Mittel zur Entwicklung einer Identität. Mit dem Beginn des Holocaust verhalf Musik dazu, eine gewisse Routine einzuhalten. Während des Holocaust bot Musik eine Möglichkeit, zu überleben. In der Nachwirkung des Holocaust förderte Musik, das Erlebte aufzuarbeiten. In der Gegenwart ist Musik eine Quelle der Erinnerung an Vergangenes.

In der Diskussion zeigen wir Parallelen auf zwischen dem spontanen Umgang der Überlebenden mit Musik als einer Art ›Selbst-Therapie‹ und dem fachlich qualifizierten Umgang mit Musik, wie er als Therapie definiert ist.